Aufeinander hören

Die Sicherheit in der Stimmführung hat viel mit dem ‘Aufeinander hören’ zu tun. Hier einige Ratschläge.
Ich schreibe im Folgenden ein paar Übungen auf, die sich in meiner Arbeit mit Chören und in Kursen bewährt haben, im Wissen darum, dass
einiges bekannt ist. Natürlich ist das Singen in Harmonie zwingend verknüpft mit der Arbeit am Stimmsitz, an der Atemstütze und am runden,
weichen Klang. auf all diese Bereiche hier einzgehen würde den Rahmen sprengen. Wir kennen es wohl alle: Trotz gut aufgebautem Einsingen und
seriöser Arbeit am Lied will es manchmal nicht recht klappen. Der Chor findet sich nicht zu einer harmonischen Einheit, kann die Spannung nicht
halten, stolpert immer wieder über die gleichen harmonischen Klippen.
Oft vergessen wir Dirigenten, dass unsere Sängerinnen und Sänger aus Ihren Alltagssorgen und nach getaner schwerer Arbeit zur Probe kommen.
Sie brauchen einige Zeit, um anzukommen und sich auf die gemeinsamen Harmonien einlassen zu können. Oft überfordern wir sie, wenn wir nach
gezielten Einsingübungen gleich an die Arbeit am Jodellied gehen. Anspruchsvolle Noten und neue Texte vor sich, fühlen sie sich verunsichert, das
Vertrauen in die eigene Stimme sinkt.
Wie oft staune ich doch in Kursen ausserhalb der Jodlerszene , wo ich ohne Noten und mit kurzen Liedern arbeite, mit Menschen, die sich kaum
kennen und oft behaupten sie können nicht singen - innert hürzester Zeit stellt sich eine stimmige Harmonie ein, die Singenden beginnen
erstaunlich gut aufenander zu hören. Im ‘leistungsfreien’ Raum können sich Stimmen plötzlich frei entfalten, und die Singenden schöpfen Kraft
daraus.
Die Stimme ist unser ureigenstes, intimstes Instrument. Hören wir abwertende Bemerkungen dazu,  hinterlässt es in uns tiefe Spuren. Die vielen
‘Singleichen’ aus der Schulzeit (”Du kannst nicht Singen” oder ”Du singst falsch”) sind der beste Beweis dafür. Gerade diese Erfahrung aus Kursen
ausserhalb der Jodlerszene hat mich gelehrt, dem Einstimmen nach dem Einsingen mehr Beachtung zu schenken.

Hier einige Ideen zur Phase des Einstimmens

  • Bestens erprobt und häufig angewendet ist das Singen in den Kadenzen (wie beim Naturjodelbegleit). Wichtig ist, nicht gleich mit den Jodelsilben  
    einzusteigen, sondern Silben zu verwenden, die mit Klingern beginnen. Das hilft den Stimmsitz nach vorne  zu nehmen: ma-me-mi-mo-mu, ra-re-ri-
    ro-ru usw. Um die Beweglichkeit im Chor zu fördern, empfiehlt es sich, mit den Stufen I, IV, V etwas zu spielen und nicht immer die gleiche Abfolge
    zu verlangen. Zudem ist es auch förderlich, Stimmen zu vertauschen. Zudem lassen sich Tempo und Lautstärke variieren, was die Sänger zwinkt,
    sich anzupassen.
  • Kanons sind immer wieder ein gutes Mittel, die Stimmsicherheit zu trainieren. Viele Kanons sind aus der Schulzeit noch bekannt (Froh zu sein,
    bedarf..., Abendstille überall.... Im Märzen der Bauer...) Mit diesen Kanons lassens sich viele spielerische Übungen machen: Auf Silben singen (z.B.
    “noi” oder “pom”) nach Geburtstagen einsetzen (z.B. 1. Einsatz alle Frühjahrskinder, usw.), nach Hosenfarbe, durchnummerieren und so einsetzen,
    dazu herumgehen, einander dazu “ansingen”, mit geschlossenen Augen einsetzen usw.
  • “Ausscheren” aus dem Akkord: Dreiklang anstimmen auf “nu”; auf unser Zeichen intonieren die Sänger nun irgendeinen anderen,
    akkordfremden(”falschen”) Ton auf der Silbe “a”. Diese Dissonanz gilt es zu ertragen, bevor der Chor auf unser zeichen hin wieder in den Akkord
    zurückkehrt. Stimmt der Akkord noch?
  • Glissando-Übung: Dreiklang anstimmen, mit der Hand zeigen wir Wellenbewegungen, die der Chor singenderweise gleitend mitmacht.
    Dazwischen zeigen wir immer wieder an, wenn der Chor in den Dreiklang zurückfinden soll. Am Schluss Tonart nachkontrollieren.
  • Volkslieder: Warum nicht einmal ein bekanntes, einfaches Volkslied anstimmen und die Sänger Ober- und Unterstimmen finden lassen. Auch
    unsichere Sänger wagen so plötzlch eine eigene Stimmführung.

Hier eingie Ideen zur Stimmsicherheit

  • Anspruchsvolle Stellen zu langsam üben, den Chor, die Akkordwechsel ganz bewusst erleben lassen, mehrmals hintereinander. Den Chor auf
    einem schwierigen Akkord anhalten lassen.
  • Mit dem Chor immer wieder trainieren, irgendwo im Lied zu Beginn einer musikalischen Phase einsteigen zu können. Das ermöglicht auch für uns
    Chorleiter effizienteres Üben.
  • Beim Einüben mit einzelnen Stimmen den Chor summend oder auf einer Silbe leise mitsingen lassen. Das harmonische Gerüst kann helfen, den
    Weg durch Klippen zu finden.
  • Lieder immer wieder nur auf Silben singen lassen (nü, noi, mu, pom,...). So lösen sich die Sänger vom Text und werden gezwungen zu hören.
    Noten dabei schon früh mal weglegen.
  • Oft leidet die Reinheit bei getragenen, langsamen Liedern mangels Atemstütze. Darum die Lieder mal zu schnell, leicht udn locker singen lassen.
  • Das leise Singen trainieren und den Chro bei musikalischen Bogen die Arme etwas heben lassen, um die Spannung zu wahren.
  • Zu Liedern im Raum durcheinander umhegehen. Bewegung verleiht Lockerheit und natürliche Spannung. Dazu das Liedblatt wie einen kleinen
    Schatz vor sichauf den flachen Händen tragen.
  • Im Kreis zur Mitte, aber auch mal gegen aussen Singen; So entstehen ganz neue Hörerlebnisse, die Sänger verlassen sich weniger auf den
    sicheren Nachbarn. Es empfiehlt sich, gar nicht mehr stimmenweise zu stehen.
  • Singen in den Zimmerecken: Zuerst verteilen wir die Stimmen in den vier Ecken des Raums und singen eine Strophe. Dann mischen wir so, dass
    in jeder Ecke jede Stimme vertreten ist, und singen das lied wieder. Diese Kleinchöre sollen ruhig eng beiander stehen. Diese Chrogruppen eine
    Strophe auch alleine Singen lassen und die anderen Summen.
  • Quartett-Singen: Eine Methode, die oft angewendet wird. Achtung: Viele Sänger fühlen sich extrem gestresst, wenn sie ganz alleine vor dem Chor
    Chor ihre Stimme halten sollen, was dann eher das Gegenteil bewirkt und verunsichert. Darum ehe zu zweit oder zu dritt pro Stimme oder den Chor
    mitsummen lassen.
  •  Ballone hüpfen lassen: Zum Singen sollen aufgeblasene Ballone immer in der Luft bleiben und dürfen nicht festgehalten werden. Während Ballone
    über dem Chor schweben,  wird der Klang durchsichtiger, leichter.

Quelle: Alpenrose 02/2014 Autor Peter Künzi

Diese Liste liesse sich beliebig erweitern. Der Fantasie von uns Dirigenten sind keine Grenzen gesetzt.

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